Geschichtsträchtig: Aufgrund der Corona-Krise entfielen auch bei den Zimmerleuten die ordentlichen Lehrabschlussprüfungen. Am praktischen Prüfungsteil wurde festgehalten. Deshalb aber von einer verminderten Leistung zu sprechen, wäre definitiv verfehlt.
Text und Bilder Holzbau Schweiz Sektion Luzern-Land
Wenn man im Archiv der letzten Jahre blättert, stösst man unweigerlich auf zahlreiche Berichte zu festlichen Lehrabschlussfeiern. So auch von den Zimmerleuten und Holzbearbeitern. Hätte damals jemand gedacht, dass heuer alles anders wird? Der diesjährige Jahrgang der Lehrabgänger in der Holzbau Sektion Luzern-Land wird definitiv in die Geschichte eingehen.
Dass sich dieses Jahr nicht das Bild der grossen Prüfungssäle wiederholt, in denen mucksmäuschenstill über Prüfungsaufgaben gebrütet wird? Die Lehrabgänger 2020 hatten definitiv andere Hürden zu meistern. Lange war nicht klar, ob das Qualifikationsverfahren (QV) stattfinden würde.
Vorbereitet sein musste man dennoch. Unterschiedliche Informationen kursierten. Die jungen Berufsleute wurden also richtiggehend aufs wahre Leben vorbereitet, in dem nicht alles geplant werden kann und manchmal nicht alles so kommt, wie man es erwartet. Und es doch gilt, das Beste daraus zu machen. Das Beste haben heuer auch 51 Zimmerleute EFZ und 5 Holzbearbeiter/innen EBA daraus gemacht.
«Ich hätte mich schon über eine Abschlussfeier gefreut»
Wer den eigenen Lehrabschluss noch im Kopf hat, erinnert sich: Nun erwartet einen gefühlt grenzenlose Freiheit. Vorbei ist die Doppelbelastung von Arbeit im Lehrbetrieb und Lernen für die Berufsschule.
Zumindest so lange, bis man dereinst vielleicht eine Weiterbildung absolvieren wird. Das ist auch für Ivan Amrein aus Gunzwil ein Fernziel. Er hat bei der Firma Zimmermann Holzbau und Sägerei in Herlisberg seine vierjährige Lehre als Zimmermann absolviert. Und mit zwei jungen Berufskollegen als Bester seines Jahrgangs abgeschlossen.
Mit dem Notendurchschnitt 5,6 wäre er klar berechtigt für eine Ehrenmeldung und für die Würdigung vor einem Plenum. Ruhm und Ehre wurden ihm und seinen Kollegen aber leider nur in reduzierter Weise zuteil.
«Ich erhielt eine öffentliche Würdigung in Form von einer Gratulation von meinem Lehrbetrieb in der Regionalzeitung. Ausserdem habe ich viele private Gratulationen erhalten. Das war auch schön. Klar hätte ich mich über eine Abschlussfeier gefreut», so Ivan Amrein.
56 neue Berufsleute warten auf die Branche
Der Zimmermannsberuf ist einer mit viel Tradition und Berufsstolz. So darf sich die Branche nun auf 56 neue Berufsleute freuen, die sich dem Werkstoff Holz verschrieben haben.
Eine umfassende praktische Prüfung
Auch wenn das QV in abgeänderter Form stattfand: gefordert wurden die jungen Berufsleute allemal. Sie hatten für ihre praktische Arbeit eine Riegelwand, eine Elementwand, eine Treppe, ein Dach und ein Geländer herzustellen.
Auch die Materiallisten und eine Massaufnahme verantworteten sie. Kniffligkeiten bei der Materialliste und grosser Zeitdruck waren die Herausforderungen aus Sicht von Ivan Amrein, welche er sichtlich bravourös gemeistert hat. «Dieser Abschluss ist eine gute Ausgangslage für die Zukunft.»
Diese Zukunft startet bei Ivan Amrein in Form von 10 Wochen Berufsmatura-Unterricht in Vollzeit. Er holt damit den Stoff nach, weil er erst im zweiten Lehrjahr eingestiegen ist. Danach arbeitet er im Lehrbetrieb weiter, besucht die RS und möchte längerfristig die Ausbildung zum Techniker Holzbau absolvieren.
Aus den Erzählungen von Ivan Amrein kommt heraus, dass er den Beruf des Zimmermanns wohl wieder wählen würde: «Der Beruf ist sehr vielfältig. Es ist kaum ein Tag wie der andere, und ich freue mich, wenn man am Abend seine Arbeit sieht. Ausserdem ist Teamarbeit gefragt. Nach den Schnupperlehren wusste ich definitiv, dass es der richtige Beruf für mich ist.»
Ihm gefalle die Arbeit an rohem und gehobeltem Holz. Besonders möge er es, das Holz abzubinden. Bei solchen Arbeiten würden die Tage wie im Flug vergehen und ausserdem rieche es immer so schön nach frischem Holz.
Links und Quellen
- Holzbau Schweiz Sektion Luzern-Land ist eine Sektion des nationalen Berufs- und Branchenverbandes Holzbau Schweiz mit rund 50 Holzbau-Unternehmungen als Mitglieder.