Über den Stausee der Kraftwerksanlage Bärenburg wurde eine Holzbrücke verlegt. Nach jahrelange Ideensammlung, Planungsarbeit und wochenlanger Vorbereitung und Bauzeit konnte das Projekt verwirklicht werden.
Text Reiner Schilling | Bilder zVg
Zur Aufwertung des beliebten Kultur- und Weitwanderwegs «Via Spluga» wurde auf dem Streckenabschnitt zwischen Andeer und Splügen ein Meilenstein gesetzt. Bisher mussten die Gäste rund 100 Höhenmeter Umweg durch den Wald östlichen der Kantonsstrasse zurücklegen. Mit der Wanderwegumleitung im kommenden Jahr geht die «Via Spluga» nun über zwei gedeckte Holzbrücken via Stausee Bärenburg.
Ein Jahrzehnt bis zur Realisierung
Während einer Reparatur der älteren Holzbrücke kamen die beiden Initianten Domenig Mani (Mani Holzbau) und Flurin Melchior (Sägerei Zups / Hotel Rofflaschlucht) im Jahr 2010 ins Gespräch. Des Zimmermanns grösster Wunsch war es, eine Holzbrücke zu konstruieren und zu bauen. Der Hotelier kannte die Kritik seitens der Wanderer und als Säger konnte er lokales Holz auf Mass bereitstellen.
«Für mich ist wichtig, dass die Via Spluga (Andeer – Splügen) aufgewertet wird», begründete Melchior seine Motivation. Konkreter wurde es nach ein paar Jahren mit ersten Zeichnungen und Dimensionierungen von Statiker Jon Andrea Könz aus Zernez. Im Dezember 2017 ging die Holzliste zum Andeerer Förster mit dem Auftrag Mondholz zu schlagen. Dieses wurde 2018 von Melchior selbst eingeschnitten, luftgetrocknet und letztendlich im Frühjahr 2020 von Mani Holzbau in Pignia zur Holzbrücke verbaut.
Melchior weiss, dass eine Hängebrücke zwar günstiger wäre aber die verwirklichte Holzbrücke ist aus heimischen Holz und von lokalen Handwerkern gebaut. Melchior und Mani leisteten viel Arbeit in Eigenleistung und boten die Brücke der Gemeinde Andeer zum Selbstkostenpreis an.
Logistische Herausforderung
Die 42.5 m lange und rund 3 m breite Holzbrücke wurde auf dem Gelände der Toscano AG montiert und auf Freitagabend für den Transport zum Stausee vorbereitet. Nach 22 Uhr ging es im Schritttempo mit Millimeterarbeit und mehreren Halten für Spurkorrekturen auf den rund 1 km langen Weg. Hier spannten zahlreiche Handwerker aus der Region firmenübergreifend zusammen – Leistung, Teamgeist und Stolz der Beteiligten war deutlich spürbar.
Kurz vor 1 Uhr kamen Zugmaschine mit der Holzbrücke im Schlepp am Bestimmungsort an. Jetzt übernahm der Krantrup das Bauwerk, um es zwischen die beiden von der Müller Bau AG erstellten Brückenköpfe zu platzieren.
[ngg src=“galleries“ ids=“6″ exclusions=“77,78,82″ display=“basic_slideshow“ gallery_width=“500″ gallery_height=“250″ pauseonhover=“0″ arrows=“1″ transition_speed=“700″ order_by=“alttext“]Mobilkran überwindet letzte Hürde
Die Kranarbeiten wurden von der Käppeli Logistik AG aus Sargans durchgeführt. Diese Aktion liess sich Geschäftsführer Mike Ritter nicht entgehen. Er war die ganze Zeit vor Ort und für die Platzorganisation verantwortlich. Zum einen musste der Mobilkran gestellt werden, wofür es sechs LKW-Ladungen Gegengewichte und Zubehör benötigte.
Zum anderen musste das Notfallkonzept durchführbar sein, dass innerhalb einer Stunde die Kantonsstrasse einspurig frei wäre, falls es Probleme auf der parallel verlaufenden A13 gäbe. Letztendlich waren die Platzverhältnisse auf der engen Kantonsstrasse die grosse Herausforderung für Ritter. Weil Käppeli selbst keinen derart grossen Kran aufbieten konnte, mieteten sie diesen bei der Senn AG aus Oftringen.
Brücke passt – Höhen stimmen
Der eigentliche «Lupf» dauerte nur zwölf Minuten. Kurz vor 2 Uhr nachts lag die Brücke in den Widerlagern. Der Applaus der rund 50 Zuschauern auf beiden Seiten erhellte die Nacht. Nun galt es die Endpunkte zu fixieren und die Kranseile zu lösen. Der Abbau ging bis in die Morgendämmerung. Sichtlich erleichtert zeigten sich alle Akteure des Brückenbaus.