Wohin mit den Millionen?

Was soll mit den 127,2 Millionen Franken aus dem Börsengang der Thurgauer Kantonalbank geschehen? Lignum Ost hat dafür zwei gute Ideen: 40 Millionen könnten in den Bau eines rund 80 Meter hohen Holzhochhauses mitten in Frauenfeld fliessen, konzipiert als eidgenössisches Kompetenzzentrum für Holztechnologie, Gebäude-IoT und Nachhaltigkeit. Und mit knapp einer Million Franken könnte zudem endlich auch der Murg-Auen-Turm realisiert werden.

Text DB

Mit rund 80 Metern Höhe ein wahrer Leuchtturm für die Stadt. (Bild: zVg)

Seit 2014 liegen die Millionen der Thurgauer Kantonalbank auf der hohen Kante. Die vom Parlament beschlossene Frist, es nicht anzutasten, läuft Ende 2021 ab. Letztes Jahr gab der Kanton grünes Licht, dass mit dem Erlös einige Grossprojekte zugunsten der Allgemeinheit und der kommenden Generationen im Kanton Thurgau gefördert werden sollen.

95 Projekte wurden bis Ende Juni dieses Jahres eingereicht. Als nächstes wird der Regierungsrat jene Ideen benennen, welche die Voraussetzungen erfüllen. Diese werden dann von einer Projektgruppe analysiert und später der Bevölkerung vorgelegt. Die Volksabstimmung könnte frühestens im Frühling 2022 stattfinden.

Panorama Frauenfeld

Rund 80 Meter soll das Holzgebäude messen und damit zum zukunftsweisenden Leuchtturmprojekt des Kantons werden. Die Kosten sind mit 60 bis 80 Millionen Franken veranschlagt, 40 Millionen davon sollen aus den TKB-Millionen kommen.

Der Traum vom Holzhochhaus

Die Holzbranche blieb derweil nicht untätig: Unter Federführung von Paul Koch, Präsident Lignum Ost, und Simon Biegger, Geschäftsführer Lignum Ost, sind zwei Holzbauprojekte im Rennen – das eidgenössische Kompetenzzentrum für Holztechnologie, Gebäude-IoT und Nachhaltigkeit sowie ein hölziger Aussichtsturm in den Murg-Auen. Während der Entwurf für den etwa 33 Meter hohen Murg-Auen-Turm nicht neu ist – Architekt Thomas Hasler von der Staufer & Hasler Architekten AG hatte ihn bereits vor zehn Jahren für den Park geplant – dürfte das Kompetenzzentrum schon allein wegen seiner Höhe für Aufmerksamkeit in der Bevölkerung sorgen.

«Wir wollen einen Leuchtturm für die Zukunft bauen»

Thomas Rohner, Professor für Holzbau und BIM an der Berner Fachhochschule
Vision für Frauenfeld: ein eidgenössisches Kompetenzzentrum für Holztechnologie, Gebäude-IoT und Nachhaltigkeit. (Bild: zVg)

Kompetenzzentrum für Lehre, Forschung und Ausbildung der Hölzigen

«Ein Holzhochhaus im Landkanton Thurgau, welches das Bild der modernen Stadt Frauenfeld prägt, das wäre doch fantastisch», schwärmt Lignum-Ost-Präsident Paul Koch am 6. Oktober an einer Medienkonferenz. Das Kompetenzzentrum sei ein Projekt mit Ausstrahlungskraft, weit über die Landesgrenzen hinaus. Es könnten sich Fachhochschulen, Hochschulen, Forschungslabors und Kursräume für Lernende aus hölzigen Berufen dort ansiedeln, erklärt Thomas Rohner, Professor für Holzbau und BIM an der Berner Fachhochschule.

Auch die Integration von Wohnraum in den höheren Etagen wäre denkbar. «Das wäre für den Kanton eine Jahrhundertchance», waren sich die Initianten bei der Projektvorstellung einig.

«Frauenfeld ist ready für ein Holzhochhaus»

Thomas Hasler, Architekt

«Wir haben zwei Projekte eingereicht, die exakt zu den geforderten Kriterien passen», zeigt sich Simon Biegger zuversichtlich, dass die Projekteingaben bei der Jury ankommen. Architekt Thomas Hasler ergänzt, dass es im Murgbogen baurechtlich realistisch und sinnvoll sei, einen rund 80 Meter Bau wie das geplante Kompetenzzentrum zu errichten.

Nachgewachsen in zehn Tagen: 4500 Kubikmeter Holz

«Der Weg ist gewiss schwer und opfervoll, aber ein solches Werk realisiert man auch nicht einfach so – denn geradeaus gibt es keine Innovation», so Hasler. «Diese Unerschrockenheit, mit der Lignum Ost hier vorgeht, empfinde ich deshalb als den richtigen Ansatz.» Bauingenieur Christoph Meier von der SJB Kemper Fitze AG betonte den Nachhaltigkeitsaspekt, der mit dem Bau einhergeht: «Die 4500 Kubikmeter Holz, die wir für das Hochhaus gebraucht würden, wachsen in den Thurgauer Wäldern in zehn Tagen wieder nach.»

Und falls den Bürgern ein rund 80 Meter hohes Haus gleich neben der historischen Frauenfelder Altstadt doch zu überdimensioniert scheint – eine weniger hoher, dreiteiliger Gebäudekomplex auf Basis des TS-3-Holzbauprinzips ist als alternativer Entwurf mit im Rennen um die Millionen.


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