Am Branchenevent des Qualitätslabels HOLZBAU PLUS im November stand das Thema Fachkräftemangel im Fokus. Auch Holzbauunternehmen müssen sich der Frage stellen, wie sie attraktive Arbeitsbedingungen für die nächste Generation schaffen können.
Text PD
Der Fachkräftemangel ist eines der drängendsten Probleme für Unternehmen in zahlreichen Branchen. Auch der Holzbau kann sich diesem nicht länger entziehen. Für Oliver Strohm vom Institut für Arbeitsforschung und Organisationsberatung (iafob), einer der vier Referenten am Branchenevent von Holzbau Plus, ist klar, dass Holzbaubetriebe bereits heute Massnahmen ergreifen sollten. «Der demografische Wandel ist eine Tatsache und mittelfristig wird auch der Holzbau davon betroffen sein.»
Im Wandel der Zeit
Die demografische Entwicklung ist nicht aufzuhalten. Auf drei Babyboomer kommt eine Person der Generation Z – und sie ticken anders. Entsprechend gilt es, sie dort abzuholen, wo sie unterwegs sind. Dabei gilt es zu beachten, dass die Auswahl eines Arbeitgebers, aufgrund der vielen Wahlmöglichkeiten, einen hohen Stellenwert hat. Zugleich ist der Einfluss der Eltern und der Lehrpersonen in Bezug auf die Beruf- und Arbeitgeberwahl nicht zu unterschätzen.
Der Generation Z sind zudem andere Werte wichtig als den früheren Generationen. Wurde zum Beispiel früher die «Work-Life-Balance» als eine Art «Work-Life-Blending» verstanden, also eine Überlappung beider Bereiche, wird heute durchaus wieder eine klarere Trennung gefordert. Der Arbeit wird ein anderer Stellenwert im Lebenskonzept beigemessen als noch vor 10 Jahren. Christine Kuhn von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) empfiehlt deshalb: «Lasst uns weniger über Generationen, sondern vielmehr mit Generationen sprechen».
Die Stärken hervorheben
Eine konkrete Massnahme – die jeder Betrieb umsetzen kann – ist, den Fokus auf das Employer Branding zu legen. Dabei müssen sich kleine Betriebe nicht vor den grösseren verstecken, auch wenn diese höhere Löhne oder weiterführende Karrieremöglichkeiten bieten können. «Das Gras ist auf der anderen Seite immer grüner», sagt Experte Christoph Vogel von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Er sieht das Potenzial darin, jene Stärken hervorzuheben, die einen Betrieb unter anderem auch im lokalen Kontext einzigartig machen.
Lebensphase bestimmt die Bedürfnisse
Das Gewinnen neuer Mitarbeitenden ist aber nur ein Teil. Danach geht es darum, diese Mitarbeitenden auch zu halten. Dabei spielt die Personal- und Laufbahnentwicklung eine zentrale Rolle. «Der Holzbau steht in Bezug auf Aus- und Weiterbildung auf einer soliden Basis», sagt Martina Zölch von der FHNW. Dennoch gibt es weiteres Potenzial, vor allem in betriebsübergreifenden Weiterbildungsmassnahmen.
Insgesamt nahmen 65 Vertreterinnen und Vertreter von Holzbaubetrieben am Branchenevent teil. Zum ersten Mal befanden sich unter den Teilnehmenden auch Betriebe, die das Label kennenlernen wollten, es aber noch nicht tragen. In parallel stattfindenden Gruppenworkshops tauschten sich Holzbauer aus und teilten ihre Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag.