CAS für den Wiederaufbau der Ukraine

Ein Jahr nach Kriegsbeginn hat an der Berner Fachhochschule (BFH) eine Weiterbildung für den Wiederaufbau in der Ukraine begonnen. Die praxisnahe Weiterbildung richtet sich an geflüchtete Frauen aus der Ukraine, die einen beruflichen Bezug zum Bausektor haben sowie an Mitglieder von Hilfsorganisationen, die sich am Wiederaufbau beteiligen werden.

Text/Bild Sue Lüthi

Die Frauen werden nach dem Krieg zurück in die Ukraine reisen und den Wiederaufbau anpacken. Wie sie dies konkret umsetzen, das soll in einem offiziellen Nachdiplomstudium an der Berner Fachhochschule (BFH) in Biel vermittelt werden. Thomas Rohner, Professor für Holzbau an der BFH, hat weit vorausgeschaut und gleich nach Kriegsbeginn sein Hilfspotenzial erfasst. Er hat sein Netzwerk aktiviert und die Menschen mit einer Vision aus der Schockstarre befreit. In der ersten Märzwoche 2023 ist nun ein viermonatiger Kurs gestartet, der Ukrainerinnen in der Schweiz Basiswissen für den Bau und das Management vermittelt.

Der Kurs mit 130 Lektionen vor Ort und weiteren geschätzten 160 Stunden im Selbststudium bringt den Teilnehmerinnen Methoden und Instrumente bei, um sich aktiv für die Herstellung oder Reparatur von Infrastruktur und Bauten in der Ukraine einzusetzen.

Thomas Rohner holte sich Unterstützung von Ukrainerinnen in der Schweiz und zog alle Player mit in den Studienplan ein. Beteiligt sind die Botschafterin, das Seco, andere Hochschulen und Universitäten, Gemeinden und natürlich Unternehmen. Damit der Kurs nicht in der Theorie verpufft, organisierte er sechs Coaches, die je eine Gruppe betreuen. Diese Powerfrauen aus dem Maschinenbau, eine Ingenieurin, eine Juristin, eine Umweltwissenschaftlerin, eine Energie- und Businessspezialistin schliessen sich je einer Fünfergruppe an. Jede Gruppe hat zudem eine Kontaktperson aus der Ukrainischen Wirtschaft. Damit der Kurs finanziert werden konnte, suchte Rohner Sponsoren. Der erste Kurs mit 30 Teilnehmerinnen, 3 davon Männer, ist ausgebucht, für alle Teilnehmenden konnten je 8000 Franken zusammengetrommelt werden.

Praxisnahes Programm

Auf dem Plan stehen Projektmanagement, Energiemanagement, konkrete Technik wie Heizung, Sanitär, Lüftung, digitale Planung, Drohnenfliegen und natürlich Konstruktion in Holz. Die erste Tuchfühlung mit dem Material dient gleich für einen Kindergarten: Die Teilnehmerinnen werden selbst Stühle aus Brettschichtholz herstellen. Für den grösseren Massstab ist zum Beispiel ein Theorieblock bei Implenia mit Besuch in der Lokstadt Winterthur geplant, wo mehrstöckige Holzbauten in städtischer Umgebung verwirklicht sind.

Die Teilnehmerinnen sind Frauen aus der Ukraine – interessierte Männer werden nicht ausgeschlossen – die schon länger in der Schweiz leben und eine beruflichen Hintergrund in Planung und Architektur, aber auch in Umweltwissenschaften oder Politik haben. Auch ein paar Quereinsteigerinnen wurden «sur dossier» zugelassen. Mütter erhalten Betreuungsunterstützung. Der Kurs wird mit einem Certificate of Advanced Studies CAS beendet. Für einen zweiten Kurs sind bereits viele Interessentinnen gemeldet.

Mehr Infos unter: bfh.ch