1. Internationales Wood BioEconomy-Forum

Letzte Woche fand erstmals ein Kongress statt, der Wissenschaftler aus der Holzbranche ansprach. Geladen waren Forscherinnen und Forscher von sechs internationalen Instituten, aber auch Politikerinnen, Professoren und Unternehmer. An zwei Tagen präsentierten die Veranstalter von Forum Holzbau in Rosenheim (DE) rund 30 Referate zum Thema Bioökonomie in der Holzbranche.

Text Sue Lüthi

MIT BIOÖKONOMIE PERSPEKTIVEN
FÜR DIE ZUKUNFT SCHAFFEN

Ein klares Ziel der Bioökonomie ist, langfristig von fossilen Rohstoffen unabhängig zu werden. Die Nutzung biogener Ressourcen in Verbindung mit klimafreundlichen Herstellungsverfahren ist daher voranzutreiben. Die Forst- und Holzwirtschaft trägt einen beträchtlichen Teil zum Gesamtumsatz der Bioökonomie bei. Zum Auftakt des Kongresses sagte Michaela Kaniber, Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forst: «Die Wissenschaft ist mein Schlüssel zur Politik.» Sie schaffe Fakten und Perspektiven, die sie zur Argumentation für Projekte und Finanzierungen brauche.

Ebenso ermunterte sie die Forscherinnen und Forscher, ihr fundiertes Wissen der Menschheit weiterzugeben. «Wir wollen ein neues Holzzeitalter einläuten vom klimaempfindlichen Einheitswald hin zum widerstandsfähigen Mischwald.»

Aus der Schweiz waren zwei Referenten angereist: Ingo Burgert erzählte von den jüngsten Entwicklungen aus dem Institut für Baustoffe der ETH Zürich und der EMPA Dübendorf, sowie Ingo Mayer von der Berner Fachhochschule.

HARZE UND KLEBSTOFFE AUS
LIGNIN UND TANNIN

Ingo Mayer forscht an der Berner Fachhochschule BFH in Biel. Sein Team arbeitet an der Entwicklung von natürlichen Harzen und Klebstoffen auf der Basis von Lignin und Tannin. In seinem Referat erklärte er, wie Tannine und technisches Lignin gewonnen werden können – es wurde schnell sehr chemisch.

Tannine zum Beispiel sind Stoffe im Holz und Rindengewebe. Sie übernehmen die Schutzfunktion gegen Pilze und Bakterien. In Laubhölzern tragen sie zur Unterbindung des Wassertransports im Kernholz bei. Die Tannine sind durch Heisswasser extrahierbar und bereits als industriell hergestelltes Pulver auf dem Markt verfügbar. Global werden etwa 200 000 Tonnen Tannin pro Jahr gewonnen. Es wird hauptsächlich in der Lederproduktion verwendet. Zum Vergleich: In der Extraktionsanlage des Labors der BFH können täglich 50 Kilogramm forstliche Biomasse zu Tanninextrakt verarbeitet werden.

Eine grosse Menge Holz, Rinde und Reststoffe aus Sägewerken können so weiterverwertet und zu klimafreundlichen Produkten für unterschiedliche Märkte eingesetzt werden.

Einen Rückblick auf die Veranstaltung gibt es auch in der nächsten Ausgabe von WIR HOLZBAUER (2.2023)